Am 24. November 2004 um 17.52 Uhr schrieb Gertrude Stein: "Ich sprach mit seiner Pflegestation. Er wird heute verlegt werden und dann ein Telefon haben. Der Krankenschwester zufolge geht es ihm sehr, sehr gut.
Am 15. Dezember 2004 um 08:42 Uhr schrieb Matthias Reichelt: Liebe Freunde von Boris, Boris wird anscheinend am 16. Dezember, also morgen, aus dem Krankenhaus entlassen. Es besteht nun die Möglichkeit, dass er sofort in seine Wohnung zurückkehren kann, da die wunderbare Kim (die unsere ganze Unterstützung und unseren tausendfachen Dank verdient!!!) eine großartige Arbeit geleistet hat und das Schlafzimmer sowie einen Teil der Küchen und des Büros für Renovierungsarbeiten vorbereitet hat, die definitiv erledigt werden müssen, bevor Boris zurückkehren kann.
Die Frage ist also, wo er bleiben wird. Rene Frank, einer von Boris' engen Freunden, wohnt gleich nebenan an der Ecke Park Ave./63. Straße und würde ihm eine Unterkunft zur Verfügung stellen, jedoch wird Rene Frank außer Landes sein. Boris würde also allein bleiben.
Beatrice Lecornu-Hamilton schickte mir gerade eine E-Mail, dass sie über diese Idee sehr besorgt ist und sich besser fühlen würde, wenn sie Boris mit Gesellschaft irgendwo, wahrscheinlich in einer Erholungseinheit, sehen würde? Ich dachte auch daran, Charles Rehwinkel zu bitten, Boris ins Hinterland zu Roccos Platz zu fahren, wo er saubere Luft zum Atmen und schöne Natur für einige Waldspaziergänge hätte. Was haltet ihr davon? Hier ist die Passage, die ich von Beatrice bekommen habe: "Béatrice macht sich Sorgen, dass Boris ganz allein in der Wohnung von René Frank ist, da er schwach und sich nicht diszipliniert verhält. Wir sind der Meinung, dass er in eine professionelle Pflegestation gehen sollte, wo sich Fachleute um ihn kümmern würden. Er sollte nicht ganz allein in einer Wohnung sitzen, da René dort überhaupt NICHT anwesend ist! Dieses Mal bin ich wirklich besorgt! Er hat so viel Glück, dass sich so viele Leute um ihn kümmern, aber er ist jetzt ganz allein! Falls ihr eine Idee habt, solltet ihr euch mit Kim in Verbindung setzen!
Am 15. Dezember 2004 um 13:43 Uhr schrieb Clayton Patterson: "Ich wäre mit der professionellen Hilfe einverstanden. Einerseits ist Boris immerhin schon 80 Jahre alt und braucht ernsthafte Erholungszeit. Er ist sehr schwach, nimmt Diuretika (Starke Entwässerungstabletten) ein, die wie ein Einlauf wirken, wenn es soweit ist. Deshalb ist es jetzt an der Zeit sofort zu handeln. Es ist unklug und unsicher, ihn stundenlang allein zu lassen.
Auf der anderen Seite wissen wir, welch einen Charakter Boris hat. Er ist als Überlebender hart im Nehmen und will für sich selbst sorgen. Nur, wie sieht die Realität in der jetzigen Situation aus?
Das andere Dilemma ist, wer wird die Renovierung bezahlen? Das sollte man sich vorher überlegen. Ich bin der Meinung, dass, wenn man sofort bezahlt, das heisst Boris das Geld aus der Tasche zieht, seine Wohnung schon jetzt hätte hergerichtet werden können. Wenn man über den Vermieter geht, wird es Wochen dauern, man könnte sich in umfangreiche Komplikationen verstricken, und man hat keine oder nur wenig Kontrolle über die Arbeiter und den Job. Sie zahlen für den Job, dann ist es Ihr Job. Mir wäre es lieber, es wäre mein Job, und ich habe die Kontrolle über seine Sachen. Wir ziehen dann die Kosten für Reparaturen von der Miete ab. Der bisherige Wohnungszustand muss dokumentiert werden, damit die Reparaturen auch ehrlich ausgeführt werden.
Viel Glück bei der Renovierung der Wohnung. Wie lange wird das dauern? Könnte Monate dauern. Haben die Arbeiten schon begonnen? Decke abgerissen, neues Rigipsplattenmaterial an Ort und Stelle, gestrichen? Fenster repariert? Wand repariert und verfugt und so weiter. Ich weiß, dass der Ort aufgeräumt wurde, damit die Arbeiter hineinkommen können. Kim hat bei der Unterstützung in dieser Angelegenheit Außergewöhnliches geleistet. Haben die Reparaturen schon begonnen?
Ist es möglich, dass Krankenschwestern und -pfleger, die ihn zu Hause pflegen müssen, verschiedene Orte besuchen können? Die häusliche Pflege ist eine Bürokratie und erfordert in der Regel eine Reihe von Mitarbeitern, bevor man eine Person findet, der man vertrauen und mit der man kompatibel umgehen kann. Wenn Boris mit jemandem wie der zwei Meter großen schwarzen Frau anfängt, wird er ausflippen. Er mag keinen Sport und neigt dazu, sich mit seinen schlechten Gewohnheiten wie dem Rauchen zu beschäftigen.
Wäre er in meiner Obhut, würde ich ihn nach seiner vierfachen Bypass-Operation von seiner Sucht nach fetten reichhaltigen italienischen Backwaren und dem Rauchens fernhalten. Dann aber würde er völlig durchdrehen.
Er sollte in der Nähe eines ausgezeichneten Krankenhauses und seiner Ärzte sein. Woodstock hat weder das eine noch das andere. Das Beth Israel ist für Boris im Notfall das beste Krankenhaus. Seine Ärzte, Krankenblätter und medizinischen Informationen befinden sich im Beth Israel.
Es geht also um eine realistische Reparaturzeit der Wohnung. Es muss Entschädigungen in irgendeiner Form für die Unterkunft, das Essen, Pflege, Zeit, Unannehmlichkeiten, Wäsche, Reinigung, einige Aufgaben der Krankenschwestern, Telefonrechnungen und so weiter geben. Wird Boris endlich mit der Ausrede seiner vermeintlichen Armut aufhören und tatsächlich für den Unterhalt aufkommen? Wahrscheinlich nicht. Es könnte sich um eine mehrwöchige Genesung handeln. Wir müssen realistisch und vernünftig sein, um Boris wieder gesund zu kriegen.
Am 18. Dezember 2004 um 11.50 Uhr schrieb Matthias Reichelt: Liebe Freunde, dies ist die Nachricht, die ich von Kim erhalten habe. Boris wird länger als erwartet im Krankenhaus bleiben. Bitte sprecht Sie also weiterhin mit ihm am Telefon.
Kim schrieb am Freitag um 4.22 Uhr (europäische Zeit): "Lieber Matthias, nun soll Boris nicht vor Montag, dem 20.12. oder sogar bis Dienstag, dem 21.12. entlassen werden. Ich sehe ihn fast jeden Tag, bin aber offen für alles, was ER möchte. Ich denke, er hat es satt, sich sagen zu lassen, was er wann tun soll. Für Gertrude, Alekseys Frau (eine Vegetarierin) und mich selbst und hoffentlich auch einigen anderen ist es OK, dass er bei René unterkommt. Die Bauarbeiten bei Boris zuhause gehen gut voran. Aber es ist noch viel zu tun. Ich gebe Euch Bescheid, wenn seine Wohnung fertig renoviert ist. liebe Grüße an alle seine Unterstützer, Kim
Reinhild bat mich, Euch allen ihre besten Wünsche zu übermitteln. Sie hofft, dass es Boris bald besser geht, damit er in sein normales Leben zurückkehren kann.
Am 21. Dezember 2004 um 13.29 Uhr schrieb Matthias Reichelt: Liebe Freunde von Boris, ich habe gerade mit Boris gesprochen und die wunderbare Nachricht erhalten, dass Kim und Aleksej in der Nähe sind und mit Boris das Krankenhaus verlassen werden.
Sie werden Boris in die Wohnung von Rene Frank bringen. In etwa 3 Stunden ist Boris unter folgender Handynummer zu erreichen: 646-319-6473. Vor dieser Nummer muss man nur die Landesvorwahl wählen. Natürlich wäre es zu teuer, mit Boris auf dem Handy zu sprechen, aber macht es nur, um ihm zu sagen, dass ihr auf seinen Anruf wartet, da er dann zurückrufen wird. Es ist unmöglich, die Telefonnummer von René Frank anzurufen, da es einen Anrufbeantworter gibt, auf dem geschäftliche Nachrichten gespeichert sind.Deshalb bat er Boris, nicht von Freunden unter dieser Nummer angerufen zu werden, sondern Boris kann Euch mit seinem Telefon anrufen. Boris wird sich freuen, Euch anzurufen. Und natürlich ist er jetzt sehr glücklich, endlich das Krankenhaus hinter sich zu haben, das für ihn fast wie ein Gefängnis war.
Hoffen wir, dass er seinen Nichtraucher-Status beibehält und dass er sich von fettem Essen fern hält und das normale Gehen und Atmen übt, wie er es tun sollte. Fühlt Euch also bitte dafür verantwortlich, ihn auf den richtigen Weg zu drängen! Danken wir tausendmal Kim Kuzmenko, die eine ausgezeichnete Arbeit geleistet hat und immer noch leistet. Vielen Dank auch an alle Freunde, die bei der Unterstützung von Boris extrem gute Arbeit leisteten, wie Clayton, Aleksej, Gertrude Stein, Charly Rehwinkel!
Ich wünsche Euch alles Gute! Falls es in diesem Jahr keine nächste Nachricht geben sollte, wünsche ich Euch allen, die in diesem Newsletter und auf der Mailingliste erwähnt werden, schöne Tage und alles Gute für ein hoffentlich friedliches Jahr 2005.
Am 21. Dezember 2004 um 21:29 Uhr schrieb Clayton Patterson: Onkel Boris in seinem neuen luxuriösen, langen, teuren Hausmantel, den Kim ihm gekauft hatte. Er liest gerade die Karte für die Ausstellung.
Am 3. Januar 2005 um 17:30 schrieb Clayton Patterson: Ich hatte gestern ein interessantes Boris-Treffen. Hatte ihn angerufen und er fand es nett, wenn ich ihn besuchen würde. Im Feiertagsverkehr brauchte ich 1 ½ Stunden bis zu ihm in einem teuren Apartment in der 5. Avenue. Der Portier lässt mich ins Haus und der Aufzugmann bringt mich zur 17. Etage. Ich klingele, klingele und klingele an der Wohnungstür. Von drinnen höre ich Geräusche wie Fernsehen oder so was ähnliches. Niemand öffnet. Fahre mit dem Aufzug wieder runter und bitte den Portier, mir zu zeigen, wo ich ein Münztelefon finden kann, da ich kein Handy habe. Jedoch im teuren Upper East gibt es nur wenige Münzfernsprecher. So lief ich 1 ½ Blocks weiter, wo ich endlich ein Telefon finde. Glücklicherweise habe ich passende Münzen dabei. Ich rufe an und höre Kims Stimme auf dem Anrufbeantworter mit Boris‘ Ansage. Dazu verbrauche ich alle meine Münzen.
Was jetzt tun? Böse werden und nach Hause gehen? Oder denken, dass ein 80jähriger Mann, der gerade aus dem Krankenhaus gekommen ist, sich in Schwierigkeiten befindet? Ich gehe zur Wohnung zurück. Der Portier ist sich nicht sicher, was zu tun ist. Er versucht, in der Wohnung anzurufen. Ich versuche ihm, die Situation zu erklären.
Es ist ein Tag nach den Neujahrsfeiern. Die Feiertage sind vorbei. Der Portier kann einen Hausarbeiter für einen Ersatzschlüssel erreichen. 20 Minuten später haben wir einen Schlüssel. Endlich.
Wie sieht es im Apartment aus? Liegt Boris auf dem Fußboden oder im Badezimmer? Nein! Er liegt in einem luxuriösen Bett, erhellt von einer Tiffany-Lampe. Er badet sozusagen im Luxus. Ich danke dem Portier, der den Raum verlässt.
Boris sagt: „Warum hast du nicht angerufen und an der Tür geklingelt?“ – „Ich habe geklingelt!“ – „Du hast nicht geklingelt!“ Wir streiten uns 20 Minuten lang bis alles geklärt ist.
Er sieht gut aus. Wir haben uns einige Stunden über viele Dinge unterhalten. Ich habe einige Videoaufnahmen und Fotos gemacht. Wir sprachen auch über all die Kunstprobleme in den vergangenen Jahren. Boris hat super ausgesehen.
Am 31. Januar 2005 um 12:05 schrieb Matthias Reichelt: Letze Woche bin ich von einem einwöchigen Aufenthalt in New York zurückgekehrt. Boris ist noch in der Wohnung von Rene Frank in der Park Avenue. Sein gesundheitlicher Zustand ist nicht besser geworden. Er ist schwach, hat starke Probleme mit dem Atmen und muss bald wieder zurück ins Krankenhaus. Da er nicht ins Beth Israel zurückkehren will, hat er ein anderes Krankenhaus gewählt. Alecksey hat ihm die Krankenakten vom Beth Israel besorgt. Damit kann er jetzt zu einem Arzt ins presbyterianische Krankenhaus auf der 68. Straße eingeliefert werden. Ihr könnt Boris unter seiner Handynummer (001) 6463196473 erreichen. Von Deutschland aus mit der Vorwahl 01058 (größtenteils weniger als 2 Cent pro Minute!) Boris freut sich über euren Anruf.
Am 12. Februar 2005 um 19:31 schrieb Aleksey Dayen: Luries Telefonnummer im Krankenhaus ist 212-585-7612. Ihm geht es gut. Am Montag wird bei ihm der Herzschrittmacher ersetzt.
Am 19. Februar 2005 um 02:32 schrieb Gertrude Stein: Boris fühlt sich besser und ist zurück in Renes Apartment.
Am 14. März 2005 um 20:27 schrieb Dietmar Kirves an Clayton Patterson: Die Rezension von Katz ist im Archiv.
Siehe hier: ►http://patterson.no-art.info/gallery/2005-01-19_80s.html#katz.
Gibt es irgendwelche Neuigkeiten von Boris?
Am 15. März 2005 um 11:23 schrieb Clayton Patterson: Habe mit Boris seit einigen Wochen nicht mehr gesprochen. Er hat mich beleidigt. Er ist gesund genug, um weiter zu machen. Ich mache jetzt erst mal ne Pause. Der Grund der Streitereien ist, dass er mir seit der NGBK-Schau eine Dance-Hall-Serie versprochen hat, die ich nie bekommen habe, und ich ihm noch 50 Dollar seit unserer Reise nach Deutschland schulde, was schon mehrere Jahre her ist.
Dies nun ist der Dank dafür, was ich für ihn bisher getan habe. Nach all den Jahren kommt er jetzt damit an.
Boris‘ Geldkrankheit und Geldanhäufung ist schrecklich. Ich habe gerade das Telefon kräftig aufgehängt. Auch wenn er taub sein sollte, hat er das bestimmt gehört. Ich denke, er soll mal in seinen Feindseligkeiten einige Wochen schmoren. Besten Dank für solche Boris-Jämmerlichkeiten.
Am 21. März 2005 um 16:11 schrieb Matthias Reichelt: Liebe Boris-Freunde, ich bin glücklich euch mitteilen zu können, dass Boris wieder in seinem Apartment ist. Ihr könnt ihn erreichen unter seiner regulären Telefonnummer 001-212-7446306. Ich hoffe, alles ist OK.
Am 6. April 2005 um 18:55 schrieb Clayton Patterson: Habe Boris vor kurzem besucht. Es geht im besser. Er kann selbst gehen. Sein Rücken ist ein wenig arthritisch, so dass er unter Rückenschmerzen leidet, wenn er geht. Er klingt gut. Wir haben über alles diskutiert und alle hatten eine gute Zeit. Sein Geist ist scharf, jedoch ein wenig vergesslich. Er kommt wieder in Gang.
Am 23. November 2005 um 3:41 schrieb Matthias Reichelt: Ich habe alarmierende Nachrichten von Gertrude Stein bekommen, deren Bericht jetzt auch von Aleksey Dayen bestätigt wurde. Boris hat seit einigen Wochen aufgehört, seine Medikamente ein zu nehmen. Ein Teil davon ist wahrscheinlich das Medikament zur Blutverdünnung. Als er mir das erzählte, versuchte ich, ihn zu überzeugen, dass das seine Notizmedizin ist, die ihm erlaubt, mit Erfolg weiter zu überleben. Obwohl er wieder anfing, seine Medikamente zu nehmen, war es anscheinend zu spät. Jetzt liegt er im Bett, weil er gar nicht laufen kann. Aleksey hat einige Ärzte zu ihm nach Hause bestellt, die annehmen, dass Boris einen kleinen Schlaganfall hatte. Boris klingt o.k. Am Telefon (er hat jetzt ein Telefon neben dem Bett!) Aber er kann seine Beine nicht bewegen. War dies eine Thrombose oder das Ergebnis des Schlaganfalls? Wer weiß. Auf jeden Fall sollten wir versuchen, ihn zu überzeugen, sich einer ärztlichen Untersuchung in einem Krankenhaus zu unterziehen. Dr. Rosenfeld, sein langjähriger Arzt ist ziemlich aufgeregt, seit Boris vier Termine verpasst hat, ohne sich zu melden. Wir sollten mit Boris reden und ihm klar machen, dass er wirklich einer sehr ernsten und gefährlichen Situation gegenüber steht. Seine Nummer ist 001-212-7446306.
Am 23. November 2005 um 11:30 schrieb Clayton Patterson: Danke Matthias - Ich habe Boris in letzter Zeit nicht mehr gesehen noch mit ihm gesprochen. Er hat zum größten Teil seine Bindungen an die Bewegung abgebrochen. Das finde ich sehr „Un-Boris“ und ist wirklich eine traurige Situation. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er seine bisherige Position verlässt. Unvorstellbar. Es scheint, dass er den Frieden in der Übereinstimmung mit Alexey gefunden hat. Vielleicht hat er große Freude an der russischen Poesie. Boris ist sicherlich ein zu veröffentlichter Dichter. Nicht sicher, dass Boris so viel trinkt. Vielleicht gibt es ein Stammesritual? Wie fährt ein Krieger aufs Meer hinaus? Ich bin mir nicht sicher, aber ich weiß, wir alle wünschen ihm das Beste. Vielleicht liegt seine Kunst im NEIN!
Am 23. November 2005 um 14:56 schrieb Clayton Patterson: Dietmar - Boris ist sehr krank. Ich habe gerade mit Gertrude gesprochen. Sie erzählt die gleiche Geschichte: Sie will eine Hausangestellte besorgen und bezahlen, jedoch ist das bisher nicht geschehen. Wir haben die ganze Zeit Aleksey bei ihm, der dauernd total betrunken ist im Alter von 32 Jahren und gerade seine dritte Frau verlässt. Was tun? Es scheint, dass alle Straßen blockiert sind.
Am 23. November 2005 um 20:00 schrieb Kim Kuzmenko: Abgesehen von den E-Mails, die ich von Matthias bekam, erhielt ich heute einen Anruf von Gertrude. Meine Schwester ist in der Stadt und hat am Sonntag Boris gesehen. Kein Arzt war dort gewesen. Ihr wurde gesagt, dass Gertrude einen Besuch machen sollte. Aleksey ist jetzt Boris „Wächter“. Er hat Gertrude angelogen, einen Arzt geholt zu haben, um ihn zu versorgen blah blah ....... Ich sagte Gertrude, dass ich Boris versorgen könnte. Als ich das das letzte Mal ausprobiert hatte ging es nicht so gut (gelinde gesagt). Ich werde alles tun, was notwendig ist, ohne dass ich meine Grenzen überschreite. Wir alle wissen, dass Dayen ein Lügner und Säufer ist. Jemand muss hier an die Front kommen. Versuche Gertrude anzurufen. Bleibe in Kontakt.
Am 23. November 2005 um 20:36 schrieb Clayton Patterson: Es ist keine Frage, dass Aleksey das Dichterleben lebt. Er hat dieses Quintessenz-Wesen jenes mystischen, wütenden, betrunkenen, russischen Dichters, der alle Dämonen real oder imaginär in der Dunkelheit und im Licht herausfordert. Ruft alle an, die antworten, um seine Worte von Weisheit und Verzweiflung zu hören.
Ja das alles ist wahr. Und unter normalen, gesunden und guten Urteilsverhältnissen wäre es fast kriminell, einen wehrlosen Mann in der Obhut von jemandem zu lassen, der in seinem eigenen Leben so oft gequält wurde. Aber vielleicht ist es Boris‘ Art, so in der Nacht zu wüten. Vielleicht ist es ein wenig russisch, betrunkener poetischer Wahnsinn, den Boris braucht. Nette, saubere, fürsorgliche und helfende Leute sind vielleicht zu viel für ihn.
Fuck you, dem Tod verfallen, Scheiße fressen und Nein! Nein! Nein! Kann nur dort sein, wo Boris in diesen Tagen ist. Er klingt gut, stark und wütend.
Am 18. Januar 2006 um 18:57 schrieb Aleksey Dayen: Diese beiden Bilder habe ich vor zwei Tagen aufgenommen
Am 6. Februar 2006 um 1:34 Uhr schrieb Malesh: Ich sprach mit der Stationsschwester im Krankenhaus, und sie sagte mir, Boris kann sprechen. Das einzige Problem scheint zu sein, dass er nur unverständliche Dinge sagt. Das Personal hat den Eindruck, dass sein Verstand nicht richtig oder logisch funktioniert. Aus der Beschreibung, die ich bekam, geht hervor, dass Boris einen Schlaganfall hatte (wahrscheinlich aufgrund seines Alters und seines Tabakkonsums) und sich möglicherweise in sehr "tiefen Brunnen" befindet. Ich glaube nicht, dass wir noch weitere Gespräche mit dem verschrobenen, aber cleveren Boris Lurie führen werden. Sehr traurig. Boris ist seit 1949 ein schrulliger, aber interessanter Freund. Ich bin seit über einem halben Jahrhundert der "Luriemania" verfallen. Ich werde wohl nie mit Boris auf dem Balkon seines Hauses in Haifa sitzen und die Boote im Hafen zeichnen. Malesh, (arabisch - Schicksal) ML
Am 7. Februar 2006 um 9:09 Uhr schrieb Gertrude Stein: Blieb gestern den ganzen Tag im Krankenhaus, bis sie ihn auf die Intensivstation brachten. Als er heute Morgen mit der Krankenschwester sprach, ist er aufgeregt und scheint wütend zu sein. Sie gab ihm ein Beruhigungsmittel. Sie sagen, dass sie mit ihm intensive Testreihen durchführen werden, da er ein ernstes Problem mit seinem Herzen hat.
Am 8. Februar 2006 um 02:36 Uhr schrieb Kim Kuzmenko: So wie Boris Boris ist, verblüfft er weiterhin. Ich kann mir gut vorstellen, dass er "erregt ist und wütend wirkt", da er die Worte wahrscheinlich im Kopf hat, sie aber nicht herausbekommt. Heute Morgen erhielt ich eine Nachricht von Gertrude (ich hatte nach der Situation im Krankenhaus gefragt), und sie sagte: "Das Krankenhaus und die medizinische Versorgung sind hervorragend. Er hat ein Zimmer mit Blick auf die Stadt. Er ist jetzt auf der Intensivstation, wird aber wahrscheinlich verlegt werden. Er ist so dickköpfig und eigenwillig wie immer. Ich überlasse es Ihnen, wie schnell Sie hierher kommen, da Sie Verantwortung tragen. Er sollte sich bis zu Ihrer Ankunft deutlich erholt haben.
Am 8. Februar 2006 um 15:13 Uhr schrieb Martin Levitt: Lieber Matthias, vielen Dank für alle Neuigkeiten über Boris. Es ist erstaunlich, wie viele gute Menschen sich so sehr um das Wohlergehen und den Fortschritt von Boris kümmern. Ich habe sogar mit Rocco Armento gesprochen (der nicht über keinen E-Mail-Dienst verfügt). Er hat mich angerufen, um mich auf dem Laufenden zu halten.Ich finde es wunderbar, die Sorgen so vieler netter Menschen zu lesen und zu hören. Ich weiß, wenn ich sterbe, wird die Leiche in ein Krematorium überführt und bis zum Abend vergessen sein.
Ich möchte Euch alle zu Eurer Anteilnahme und Fürsorge beglückwünschen. Matthias, Sie sind wirklich ein guter und loyaler Freund, wie auch all die anderen, mit denen ich korrespondiert habe. Boris hat sich mit einigen wunderbaren Menschen umgeben. Nochmals vielen Dank für die Nachricht, und ich kann nur warten und hoffen, dass wir bald gute Nachrichten haben. Gertrude hat sicherlich große Besorgnis gezeigt und sendet die Informationen mit intelligenter Umsicht. Ich habe mit der Stationsschwester auf seiner Etage telefoniert, und sie klang sehr besorgt zum aktuellen Stand der Situation. Er ist in guten Händen. Vielen Dank, Martin.
Am 8. Februar 2006 um 15:56 Uhr schrieb Gertrude Stein: Er hat vor fünf Minuten mit dem Arzt gesprochen. Er ist wach und mit Beruhigungsmitteln betäubt. Sie planen keine invasiven Tests mehr, bis er sich besser fühlt. Das ist kein großer Trost, aber ich habe die Hoffnung, dass Boris diesen Kampf gewinnen wird, wie alle anderen sein ganzes Leben lang.
Am 8. Februar 2006 um 18:42 Uhr schrieb Martin Levitt: Lieber Dietmar, ich lebe in Vermont und kann mir einen Flug und einen Hotelaufenthalt in New York City einfach nicht leisten. Ich habe die Schwesternstation im Krankenhaus angerufen und mir wurde gesagt, dass sein Zustand nicht gut sei. Er ist nicht in der Lage, Telefonanrufe entgegenzunehmen. Seine Freundin Gertrude Stein war im Krankenhaus. Ich bin zuversichtlich, dass sie Dir alles sagen kann, was Dich interessiert. Ihre E-Mail-Adresse lautet "GSteinNY@aol.com". Sie ist mit Abstand die beste Informationsquelle über Boris. Gute Besserung, Martin.
Am 8. Februar 2006 um 23.39 Uhr schrieb Gertrude Stein: Ich habe gerade noch einmal im Krankenhaus angerufen. Es ist 5.30 Uhr. Seine Zustand ist stabil. Ich war gestern stundenlang im Krankenhaus. Er kämpfte, versuchte sich zu bewegen, wurde im Bett ständig nachjustiert, da seine Kämpfe seine Position veränderten und er gestürzt wäre. Dort ist ständig eine Krankenschwester anwesend, und er wird überwacht. Die Krankenschwestern und Ärzte und all die Menschen im Krankenhaus sind wunderbar. Er sieht nicht gut aus - er kann nicht husten und den Schleim ausstossen, also machen sie es mit Hilfe von Maschinen. Nach einer Weile kam sein Freund ►Rehwinkel. Das war ein Segen, Boris auf diese Weise zu sehen, ist herzzerreißend. Da er nicht schlafen kann, werde ich Sie in regelmäßigen Abständen auf dem Laufenden halten, wie ich von den Ärzten höre, die morgen früh Bereitschaftsdienst haben werden. Sie machen um 8 Uhr Visite und sind um 9 oder 10 Uhr erreichbar.
Am 11. Februar 2006 um 04:43 Uhr schrieb Martin Levitt: Rettet Boris vor seinen Feinden!
Liebe Freunde von Onkel Boris, es ist einfach wunderbar, dass alle so optimistisch auf Boris blicken. Das meiste davon klingt nach erbärmlichem und disharmonischem Pfeifen. Ich hatte den Eindruck von Boris, obwohl er davon nicht begeistert war. Er plant, den Sohn von Gertrude Stein, der die Stiftung leiten soll, nach seiner Schwester und Mutter zu benennen. Auch soll er dazu beitragen, Boris' Kunstwerk zu bewahren. Er würde auch versuchen, "NO!art" weiter am Leben zu halten.
Es scheint, dass alle so tun, als würde Boris bald in der Cedar Bar sein und eine Versammlung von Künstlern veranstalten. Wenn Boris diesen jüngsten Vorfall überlebt, wird er nicht in der Lage sein, allein zu leben. Er wird ständige Pflege und Rehabilitation benötigen. Um ein gängiges Gleichnis zu verwenden: "Jemand muss für Genosse Boris als Quetschhauer vor die Platte treten". Wäre er von Anfang an in eine Reha-Klinik geschickt worden, würde er energisch sein und Geld verdienen, Kunstwerke machen und eine ganze Reihe von hispanischen Arbeitern foltern.
Die ideale Situation wäre eine anständige Wohnung mit einer darin wohnenden, zähen, illegalen Mexikanerin mittleren Alters, die die Kontrolle hat.
Boris ist leicht zu kontrollieren, er ist kein Kämpfer, er ist ein Überlebenskünstler. Wenn er diesen letzten Schachzug überlebt, ist es ein idealer Zeitpunkt für ihn, Kunst zu schaffen und einen Stab für seine Stiftung zu finden.
Ich hoffe, dass jemand einen Weg findet, Boris davon zu überzeugen, dass er jetzt so berühmt ist wie Giotto und nur noch Kunstwerke machen sollte, um seine Legende auszufüllen. Oder er kann weiterhin Daddy Warbucks spielen und an seinen Marktunternehmungen arbeiten; aber in einem kontrollierten Umfeld. Wenn man ihm die Verantwortung überlässt, ist er ein "toter Mann".
Gibt es nicht jemanden, der die Verantwortung übernehmen wird?
Ein besorgter — 80 Jahre alter Freund, Martin Levitt
Am 13. Juni 2006 um 4:41 Uhr schrieb Gertrude Stein: Boris ist im New Yorker Krankenhaus, in besserer Verfassung als bei seiner Einlieferung. Seine Telefonnummer lautet 212-877-0916. Gestern konnte er 3 Teelöffel Götterspeise schlucken. das ist ein echter Fortschritt. Wir werden weiter daran arbeiten, ihm eine Therapie zu ermöglichen und ihn nach Hause zu bringen.
Am 19. Juni 2006 um 01:07 schrieb Dietmar Kirves: Könnt Ihr mit ihm sprechen und versteht er, was Ihr sagt? Wohin wollt Ihr ihn nach Hause bringen? In die 66. Strasse? Es wäre schön, wenn nicht nur Reichelt alle Informationen bekommt. Er macht dann immer einen grossen Alarm an alle möglichen Leute, wie ein Kind in der Schule, das sich beim Lehrer auszeichnen will: "Herr Lehrer ich weiss was!"
Am 19. Juni 2006 um 21:09 Uhr schrieb Gertrude Stein: Ihr Könnt Boris unter dieser neuen Nummer 212-585-7718 in einem anderen Krankenhaus erreichen. Er kann nicht sprechen, aber der Pfleger hält ihm den Hörer ans Ohr und Ihr könnt ihm nette Dinge sagen. Es ist wichtig, dass er vertraute Stimmen hört.
Am 22. September 2006 schrieb Anita Washam: Joe, Gertrude und ich haben gestern Abend etwa drei Stunden mit Boris verbracht, und er war sehr engagiert im Gespräch mit Gertrude und hat viel geschrieben (das meiste davon konnten wir entziffern)... Ich habe heute Morgen mit Dr. Meza über drei Themen gesprochen:
1) Dr. Meza und Dr. Gershinghorn verbrachten am Mittwoch einige Zeit mit der Bewertung von Boris. Dr. Meza sagte, dass er Boris einige komplexe Anweisungen gab, die er befolgen sollte, z.B. den Zeigefinger der linken Hand zu heben, drei Finger der rechten Hand hochzuhalten, das linke Ohr zu berühren, usw., usw. Er befolgte und verstand ALLE Anweisungen. Dr. Meza meint, dass es nicht nötig sei, dass Dr. Gershinghorn ihn noch einmal sieht.
2) Boris zeigte Gertrude, dass er hungrig war, indem er sich den Bauch rieb. Wir brachten die Krankenschwester erfolgreich dazu, ihm Pudding zu geben, den er sehr schnell selbst aß. Dr. Meza wird heute mit dem Logopäden sprechen und einen Plan für Boris ausarbeiten, wie er beginnen kann, pürierte Lebensmittel zu sich zu nehmen.
3) Boris hasst seine Matratze (die Luftmatratze, die Wundliegen verhindern soll) Dr. Meza wird das kleine Liegegeschwür, das Boris von den Krankenschwestern schon untersuchen liess, erneut untersuchen lassen. Es sollen Vorkehrungen getroffen werden, dass das Geschwür nicht anfängt, sich zu öffnen oder auszubreiten, damit er auf eine normale Matratze wechseln kann.
4) Im Großen und Ganzen, sagt Dr. Meza, macht Boris von sich aus Fortschritte und dass normalerweise etwa sechs Monate nach Beginn des Schlaganfalls Fortschritte zu erkennen sind. Auf diese positive Anmerkung hin sagte Gertrude, als wir gehen wollten, etwas zu Boris, das er nicht verstand. Er sagte mit einer klaren, starken Stimme "WAS! - Wir applaudierten ihm, und er lächelte beinahe.
Ich werde ihn heute noch sehen. Dr. Meza hat zugestimmt, dass er und ich am Montag noch einmal miteinander sprechen werden. Passt auf Boris auf... ich hoffe, alles ist in Ordnung ...
Am 7. Oktober 2006 schrieb Amikam Goldman: Ich habe unten die letzten E-Mails angehängt, die ich von Gertrude bekommen habe (plus eine, die sie von Dr. Gross' Assistentin - Anita - weitergeleitet hat). Sie weist auf große Fortschtitte in der Genesung hin! Ich frage mich, was ich glauben soll? Einige Dinge klingen etwas seltsam, aber dann bestätigt Anita einiges von dem, was Gertrude schreibt, so dass ich ziemlich verwirrt bin. War sie in den vergangenen zwei Wochen zu Besuch im Krankenhaus? Ihr sollttet lesen, was sie schreibt... Ich werde Euch zukünftige E-Mails, die ich von ihr erhalte, weiterleiten.
GERTRUDEs MAILS:
Ich bin sehr überrascht zu hören, dass Du in der Armee dienen wirst. Es klingt, als hättest Du Dich freiwillig dafür gemeldet(?) Ich glaube, Du wirst es interessant finden, besonders in dieser Zeit. Das hört sich nach TOP-SECRET an;! Viel Glück!
REPORT [1]:
Ich verbrachte einen guten Teil des Tages mit Boris. Das sind die Dinge, die ich beobachtet habe, und ich werde auch die Punkte und Wünsche auflisten, die er sich gewünscht hat. Er will schreiben und beginnt, große Buchstaben zu Papier zu bringen, so dass ich seine Botschaft verstehen kann.
Er braucht eine dickere Jacke, ihm ist kalt. Weil er so dünn ist, braucht er mehr Schutz. Er würde sich über mehr Hosen und Hemden freuen. Er konnte sich dazu äussern, indem er darauf zeigte und schrieb, dass seine Matratze unbequem sei. Schliesslich zeigte er auf bestimmte Lufteinschlüsse (4) in seiner Matraze, die ihm Schmerzen verursachen. Anita (Assistentin von Dr. Gross) hat sich sofort darum gekümmert. Die Matraze wird heute gewechselt. Er wollte auch wärmere Decken haben. Er gab an, ihm sei immer noch sehr kalt. Anita besorgte ihm eine Reihe von Decken und machte das Bett neu. Sie wird auch einige kleinere, wärmere Decken mitbringen, um sie ihm über die Schultern zu legen, die er anscheinend als kalt bezeichnet. Er gab an, dass er mit der Betreuerin unzufrieden ist. Er deutete das an, als sie den Raum verlassen hatte. Dann gestikulierte er nicht nur verärgert, sondern schrieb auch in großen Buchstaben "No Good". Darüber schrieb er "Sekretärinnen", womit er sich auf seine Helferinnen bezog.
Ich habe seine schriftliche Arbeit. Er schrieb auch andere Namen, wie z.B. Herr Geist, wenn er Herrn Eis meinte. Ich habe Papier und Stifte mitgebracht, damit er bequem schreiben kann. Er ging sehr vorsichtig mit dem Notizbuch um und benutzt es auch.
Ich blieb, bis Pfleger kamen, um ihn für die Nacht umzuziehen, und sah ihn dann zugedeckt. Er sah sehr gebrechlich aus und war müde. Er sagte mir gute Nacht, hielt lange meine Hand und erlaubte mir dann, zu gehen.
Wenn Ihr Fragen zu der obigen Analyse habt, könnt Ihr mich jederzeit auf meinem Mobiltelefon anrufen.
Heute hat Dr. Gross durch Anita dafür gesorgt, dass ein Betreuer verstehen kann, wie viel Boris versteht. Ich werde Euch über die Ergebnisse auf dem Laufenden halten.
Wenn Ihr Anita erreichen wollt, ihre Handynummer lautet 646-265-8873. Sie hat lange Zeit mit einem angesehenen Neurologen zusammengearbeitet, und Boris mag sie. Boris möchte, dass sie sich zu ihm setzt und Zeit mit ihm verbringt, was für ihn ungewöhnlich ist. Aber er hat gesehen, wie sie auf seine Bitten sofort reagierte, was bei den "Stammgästen" nicht der Fall ist.
REPORT [2]:
Boris ist wieder auf dem Weg der Besserung. Alle Ärzte sind sich einig, dass er bei Bewusstsein ist, dass er anfängt zu essen und zu schreiben, und dass er vernünftig ist. Wir sollten alle dankbar für seinen starken Daseinswunsch sein.
Am 8. Oktober 2006 schrieb Aleksey Dayen: Ich hoffe, dass sie Recht hat, aber Nadelman und Charles sagen etwas anderes. Ich habe mich freiwillig für den Nachrichtendienst der Armee gemeldet (es ist ein gut bezahlter Job). Aldo Tambellini besucht mich gerade. Das ist alles.
Am 13. November 2006 schrieb Eckhart Holzboog an Amikam Goldman: Schön, mit Dir in Kontakt zu sein. Natürlich würde ich Dich gerne in NY zu treffen. Wo genau wohnst Du? Und wie ist die Situation in Israel? Die Nachrichten, die ich hier aus Israel erhalte, sind, dass es immer gefährlicher werden wird. Ich hoffe nicht für Dich!
Ja, ich bin in NY, weil dort in den nächsten Tagen die erste Sitzung des "Board" stattfinden wird: Richard Nedelman, Charles Rehwinkel, Mathias Reichelt, Rudij Bergman, vielleicht Aleksey Dayen (er ist im Moment nicht in der Stadt) und mir. Ich werde den Jungs sagen, dass wir in Kontakt sind. Ich gehe davon aus, dass das Treffen ab dem 16. November einige Tage dauern wird. Natürlich werde ich Dich informieren, was vor sich geht - und ich werde Richard darum bitten, dies zu tun. Ich würde es begrüssen, wenn Du auch daran teilnehmen könntest.
Zu der Situation von Boris und der Frage, was wir für ihn tun können, möchte ich zunächst über die rechtliche Situation der ►Stützpunkt Stiftung sprechen. Generell habe ich zwei mögliche Absichten: 1. die Rettung und 2. die Fortsetzung der Arbeit von Boris. Lasst uns sehen, wie wir zusammenarbeiten können. Im Moment sitze ich in der "Galerie" in der E 77. Strasse mit all der NO!art um mich herum.
Am 13. November 2006 schrieb Amikam Goldman an Eckhart Holzboog: Schön, von Ihnen zu hören. Ich kann mir nur wünschen, ich wäre in NY, aber leider...
Ich war im August für 10 Tage in New York, ich sah Boris fast jeden Tag. Sein Zustand war so, dass er sich über alles um ihn herum völlig im Klaren war, aber ich war mir nicht sicher, was er versteht oder ob er sich überhaupt an mich erinnerte. Deiner Notiz entnehme ich, dass er jetzt in einem privaten Raum ist, was für ihn besser sein muss. Wie geht es ihm? Bitte lass mich es wissen. Aus Gertrudes Emails (die ich schon eine Weile nicht mehr erhalten habe) entnehme ich, dass er bereits ein wenig zu schlucken begann, mehr zu sprechen vermag und sogar anfängt zu schreiben !! Aleksey sagte, dass dies nicht wahr sei, nach den Informationen, die er von Nadelman erhält (Aleksey ist nicht in NY, er arbeitet für den US-Geheimdienst!) Alles, was ich in den letzten 2 Monaten erhalten habe, hat mich hinsichtlich Boris' Zustand ziemlich verwirrt.
Bist Du in New York zur 'Board'-Sitzung, die im September stattfinden sollte? Aleksey und Nadelman erzählten mir von einem geplanten Treffen. Ich weiß, dass ich als Berater oder so etwas eingetragen bin, aber nicht im 'Board'. Ich bin neugierig auf Einzelheiten dazu. Ich habe Nadelman im August am Telefon gesagt, dass ich einige Ideen habe. Aer jetzt fühle ich mich ziemlich weit weg, um überhaupt zu wissen, welche Art von Angelegenheiten besprochen werden, auch die Frage: ob Boris wieder zu sich kommt, zumindest mit seinem Verstand - blieb mir gegenüber offen, besonders nachdem ich die E-Mails von Gertrude erhalten habe. Bitte halten Sie mich auf dem Laufenden. Boris ist sehr wichtig für mich, wie Du Dir denken kannst. Ich wünsche Dir einen schönen Aufenthalt in New York!
Am 16. April 2007 schrieb Gertrude Stein an Nadelman, Reichelt, Bergmann, Holzboog, Rewinkel und Dayen: Ich bin für das Wohlbefinden und die Gesundheit von Boris verantwortlich, bin die Gesundheitsbeauftragte und seit über 35 Jahren seine Begleiterin.
Ich werde alle über seinen Gesundheitszustand auf dem Laufenden halten.
Er erhält keine Antibiotika mehr gegen die Infektion, die ihn ins Krankenhaus gebracht hat. Er ist nun wieder genesen. Während der Einnahme von Antibiotika war er sehr müde, lustlos und machte keine weitere Behandlung mit.
Das ist jetzt alles vorbei. Er macht jetzt eine Therapie, geht allein und versucht zu kommunizieren. Er liest, schaut sich die Fernsehkanäle mit Nachrichten und anderen historischen Sendungen an, liest Zeitungen, auf Russisch, Deutsch und Englisch mit großem Interesse. Gestern, am Sonntag, nahm er am Holocaust-Gedenkgottesdienst im Heim teil und interessiert sich für seine Umgebung. Ich habe ihm Bücher und Filme mitgebracht, die ihm gefielen und über die er sich freute.
Ich habe große Hoffnung, und das erweist sich nach seiner Rückkehr zur Gesundheit als richtig. Ich werde Euch über seine Wünsche auf dem Laufenden halten, so wie er sie mir mitteilt. Seid versichert, dass seine Gesundheit und sein Wohlbefinden an erster Stelle stehen, und die Therapie in dem Maße entsprechend intensiviert wird, damit er sich mehr und mehr erholt.
Am 23. Mai 2007 schrieb Gertrude Stein an Nadelman: Ich habe mich mit Behandlungsmethoden beschäftigt, die bei ihm zu Hause nicht durchgeführt werden, und habe bei Menschen, die ich kenne, damit großartige Ergebnisse erzielt.
Es gibt eine praktizierende Therapeutin, Frau Elena Lazinskaja, tel. 212-765-4961, die viele Menschen in Boris' Zustand behandelt hat und einige gute Ergebnisse erzielt hat. Ich habe heute mit ihr gesprochen, und sie hat während meines Besuchs mit Boris auf Russisch telefoniert.
Boris war von ihr begeistert und deutete an, dass er sie gerne sehen würde.
Sie müssten sie anrufen und Regelungen dazu treffen. Sie erwähnt, dass er möglicherweise zweimal in der Woche besucht werden muss, aber daskann sie erst entscheiden, nachdem sie ihn gesehen hat.
Es wäre zu diesem Zeitpunkt sehr wichtig, jede Methode zu nutzen, da er sich langsam aber sicher verbessert. Er hat mit dem Schreiben begonnen und versucht zu tippen. Er braucht etwas Kraft, und er unternimmt dazu ernsthafte Versuche. Es ist sehr erfreulich, ihn in besserer Laune zu sehen, ohne die Anitbiotika in seinem Körper, die ihn schläfrig machen.
Wenn Sie eine Regerenz für Frau Lazinskaja wünschen, können Sie Frau Galina Kluge anrufen, die Witwe des berühmten Michael Kluge und eine enge Freundin des Schriftstellers Solzinitzen (falsche Schreibweise, fürchte ich). Ihre Telefonnummer lautet 212-877-0278.
Ich kenne sie seit mehr als 30 Jahren und sie sagt mir, dass diese Therapeutin sehr gut ist und ihrem Mann, ihrer Mutter und sich selbst geholfen hat, so dass sie über persönliche Kenntnisse verfügt.
Bitte tun Sie dies bei nächster Gelegenheit, da für Boris jeder Augenblick wichtig ist.
Am 7. Juni 2007 schrieb Gertrude Stein an Nadelman, Kuzmenko, Washam, Shai und Levitt: Frau Elena kam genau zur vereinbarten Zeit an, und es kam sofort ein Gespräch zwischen ihnen zustande. Sie sprach Russisch mit ihm, und er war fasziniert. Sie tat, was sie konnte, um das Problem zu erkennen, und kam mit einigen Ideen, über die sie nachdenken und uns berichten wird. Er konnte ihr zeigen, welcher Teil seines Kopfes ihn quälte, es war die linke Seite, und überzeugte sie offenbar. Sie sagte mir, dass es ihm nicht allzu schlecht ginge und dass sie einige Patienten in einem viel ernsteren Zustand habe. Boris war nach ihrer Abreise in einem solchen Zustand der Zufriedenheit, wie ich ihn seit seiner Erkrankung nicht mehr gesehen habe.
Aber die Krankenschwester, ich weiß nicht, wie sie heißt, eine sehr hübsche Philipino, kam ein paar Mal auf die aufdringlichste Weise herein. Ich musste ihr sagen, sie solle gehen, sie verursachte eine starke Verwirrung. Bitte teilen Sie dies dem Heimleiter mit, denn so etwas ist nicht hilfreich für Boris.
Ich hoffe, dass ich am Freitag mit Frau Elena über ihre Ideen für eine Behandlung sprechen kann, und ich hoffe, dass Sie zustimmen werden, dass sie dafür entschädigt wird. Es ist natürlich streng vertraulich, dass wir sie in dieser Zeit als Hilfe für Boris engagieren.
Er war begeistert und offener nach diesem Besuch, und ich kann sehen, wie hilfreich es war und in Zukunft sein wird.
Am 25. September 2007 schrieb Kim Kuzmenko an Lecornu-Hamilton, Patterson und Reichelt: Obwohl ich Boris seit einigen Tagen nach seinem Geburtstag nicht mehr gesehen habe, möchte ich Ihnen mitteilen, dass diese ganze Situation ziemlich ernst geworden ist. Ich schließe immer wieder meine Augen und frage meinen Vater Tom, was er tun würde. Immer kommt die Antwort: "Boris soll Boris sein".
Leider hat Boris die Fähigkeit verloren, seine Wünsche zu tippen.
Ich bin Aussenstehende und sehe eine schreckliche Entfaltung von Gier und Egoismus.
Boris ist aufmerksam, aber stumm und dickköpfig. Niemand kann mich vom Gegenteil überzeugen, was sein Bewusstsein betrifft, wenn er nicht "betäubt" ist. Niemand außer Gertrude scheint sich um seine eigentliche Rehabilitation zu kümmern. Es gibt eine Gruppe. Man nennt sie "Team Boris", doch ihr fehlt ein entscheidendes Mitglied - nämlich Boris.
Ich habe diese kleine Dokumentation gesehen. Ich hörte ihn sagen, dass ich gefeuert wurde, weil ich "seine Sachen weggeworfen habe". Ich war entsetzt. Ich warf Töpfe voller Mehltau weg (zu schrecklich, um an Putzen zu denken), alte Lebensmittelsammlungen, eine Matratze, die Mäusen mit ihren Leichen als Zuhause diente, Arzneimittel aus dem Jahr 1962 und Zigaretten. Ich "hörte auf", weil die Dinge, die von Wert waren, jede einzelne Kleinigkeit, die von einem Schreibtisch genommen, eingepackt, versiegelt und markiert wurde, wo sie sich befunden hatte, manipuliert wurden. In diesem Zusammenhang kann ich nur sagen, dass Säufer Lügner sind und eine eigene Agenda haben. Ich glaube, Sie wissen vielleicht, auf wen ich mich beziehe.
Es gibt hier wirklich nur ein "Team". Diejenigen, die versuchen, all das, was Boris im Laufe seines Lebens angesammelt hat, zu nutzen, um mehr zu tun, als ihn in einem feuchtgrauen, stummen und schmutzigen Raum verkümmern zu lassen. WIR wollen, dass "Boris Boris ist"; dass er so weit in die Reha gelockt wird, dass er wieder tippen, schreiben und seine Wünsche äußern kann.
On Oct 2, 2007 Gertrude Stein wrote to Shai, and Goldman: Boris is in the intensive care unit and is undergoing some massive work. He is weak and has many problems with his lung, heart, diabetes, has pneumonia, septis and a miriad of illnesses. He is getting the best care and I am there with him and he has the best medical assistance possible.
Please let Motte know that he cannot call Boris, he must be worried not getting a response from the old number.
There is much we have to talk about, and I hope yu will convey this information to those in Israel who know and care about Boris.
Please keep Boris in your thoughts and pray for his recovery.
Am 2. Oktober 2007 schrieb Gertrude Stein an Shai und Goldman: Boris liegt auf der Intensivstation und wird massiv bearbeitet. Er ist schwach und hat viele Probleme mit seiner Lunge, seinem Herz, Diabetes, hat Lungenentzündung, Sepsis und eine Vielzahl von Krankheiten. Er erhält die beste Versorgung. Ich bin bei ihm und er hat die bestmögliche medizinische Hilfe.
Ich habe jetzt die Vollmacht, weil Boris das schon lange wollte. Wie Ihr Euch erinnert, bat er mich vor mehr als einem Jahr, einen Anwalt zu finden, und es gab eine Anwaltsrechnung, die Motte bezahlte. Ich habe ihm jetzt eine wunderbare Kanzlei besorgt, und sie zwingen Nadelman, Rechenschaft über seine Ablehnung der Wünsche von Boris abzulegen, was Boris übel nahm, und einmal versuchte er sogar, Herrn Nadelman zu erdrosseln.
Er wollte Aleksay aus seinem Testament streichen, und er verfasste zu Beginn seiner Krankheit viele Wünsche.
Ich bekam schließlich die Vorsorgevollmacht, die Boris mir sehr früh in seiner Krankheit gab, die Herr Nadelman nicht anerkennen wollte.Er liess mich schliesslich eine Gesundheitsvollmacht im Jüdischen Heim und Krankenhaus einholen, mit dem Arzt und dem Sozialarbeiter als Zeugen, und er war da, um zuzustimmen. Herr Nadelman kämpft gegen meine Vollmacht und hat eine Kanzlei beauftragt, vor Gericht zu gehen. Sein Anwalt sagte, "es könnte sich um eine akademische Angelegenheit handeln", was wahrscheinlich bedeutet, dass Boris an lebenserhaltenden Maßnahmen teilgenommen hat und möglicherweise verstirbt, bevor das Gericht etwas unternehmen konnte. Ich tue, was Boris wollte, und werde weiterhin mein Bestes tun.
Ich habe eine Kopie des israelischen Testaments, und ich glaube, Boris wollte, dass alles für die S & J Foundation seines Vaters und die NO!art Foundation zusammengelegt wird. Das war sein Wunsch, nachdem er krank wurde, und Motte war krank. Wir sprachen oft darüber. Ich beabsichtige, die S & J Foundation ganz in der Erinnerung seiner Mutter und seiner Schwestern zu belassen, um jüdischen Interessen zu folgen.
Seine NO!art Foundation sollte die Sammlung zusammenhalten und finanziell politisch orientierten Künstler unterstützen, die keine Hilfe vom Establishment erhalten.
Vielleicht könnt Ihr mich darüber informieren, was Boris im Sinn hatte, als er mit Euch über das Testament sprach, denn er sagte mir, Ihr seid einer der Testamentsvollstrecker. Jede Klarheit an diesem Punkt wäre sehr hilfreich.
Entschuldigt den umständlichen Ausdruck, aber Boris hat Euch sehr geschätzt, und er hat Eure Eltern sehr gemocht.
Ich bin in der Stadt, falls das Krankenhaus mich braucht.
Am 7. Januar 2008 um 17 Uhr schrieb Aleksey Dayen:
Boris ist heute gestorben.
Am 9. Januar 2008 schrieb Amikam Goldman: Die Beerdigung war bescheiden, es war traurig. Ich traf zum ersten Mal, Mordechai Starobin, Shay Fridman und zwei Familienangehörige, einige andere Leute waren dabei, etwa 15.
Mordechai betete das Kaddish, niemand redete viel. Mordechai sagte, wie sehr Boris im Leben gelitten habe, und nun werde er zur Ruhe kommen. Wir gingen zwei Reihen hinunter zum Grab seines Vaters, und dann trennten sich die Menschen. Ich wünschte, es wären mehr Freunde da.
weiterführend: ►KONDOLENZ